OER-Modelle in der Praxis

16 Sep 2008
Verfasst von DracoFlameus

Im Folgenden sollen verschiedene theoretische Modelle zur Etablierung von OER an Hochschulen sowie konkrete Erfahrungen einzelner Universitäten mit der Umsetzung dieser Modelle vorgestellt werden. Da die Beteiligung von Hochschulen innerhalb des deutschen Sprachraums noch sehr gering ist, werden vermehrt internationale Projekte genannt.

Universität Klagenfurt Open Course Ware

Im Zuge einer strategischen eLearning-Initiative beschloss die Universität Klagenfurt, das vom MIT etablierte OpenCourseWare – Modell an die lokalen Verhältnisse anzupassen. Zu diesem Zwecke wurden 2 Open Source Veröffentlichungssysteme getestet: einerseits EduCommons des „Center for Open and Sustainable Learning“, andererseits die E-Learning Plattform Moodle. Nach eingehender Prüfung wurde gegen die EduCommons Softwareplattform entschieden, da die dortige Trennung zwischen Learning Management System für die Lehre und Content Management System für die Publikation der Lernmaterialien zu Doppelgleisigkeiten wie außerdem zu einer De-Kontextualisierung führte und daher als zu aufwändig und komplex erachtet wurde.

Die Wahl fiel schließlich auf das Moodle-System, obwohl dieses keine Trennung zwischen geschlossenem und öffentlichem Bereich einer Lehrveranstaltung zuließ. Um daher keine persönlichen Daten von Studierenden preiszugeben, werden die Kursunterlagen erst nach Beendigung der Lehrveranstaltung für die Öffentlichkeit freigegeben. In Zukunft ist allerdings die Implementierung von geschlossenen Bereichen geplant, sodass alle nicht-vertraulichen Unterlagen bereits während der Zeit, in die die Lehrveranstaltung abgehalten wird, veröffentlicht werden können.

Open Course Ware Projekt der Universität Klagenfurt
Detailliertere Projektbeschreibung im OER-Wiki der UNESCO



Open University „Open Learn“ (Großbritannien)

Das OpenLearn-Projekt wurde 2005 von der britischen Open University ins Leben gerufen, eine auf Fernlehre spezialisierte Universität, die bereits seit 1969 in Zusammenarbeit mit der BBC Lernstoff frei zur Verfügung stellt..

OpenLearn nutzt die neuen Möglichkeiten des Internets und baut auf dem Konzept der Open Educational Resources auf. Daher wird im Zuge dieses Projekts mit finanzieller Unterstützung der William and Flora Hewlett Foundation seit Mai 2006 zusätzlich zu den online Lehrveranstaltungen ein breites Angebot an freien, Creative Commons lizenzierten Kursmaterialien auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite angeboten. Als Basis verwendet diese Webseite die e-learning Plattform Moodle. Daneben bestehen aber auch weitere Möglichkeiten zur Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden, wie Videokonferenzen oder Instant Messaging.

Innerhalb der ersten 10 Monate machten über 700.000 Besuchern aus 160 verschiedenen Ländern von den Lernmaterialien gebrauch.

"Open Learn" Projekt der Open University (UK)
Detailliertere Projektbeschreibung im OER-Wiki der UNESCO



Open University of the Netherlands „OpenER“ (Niederlande)

Das OpenER-Projekt der niederländischen Open University startete Mitte 2006. Die Idee war ähnlich wie bei dem britischen Open Learn-Projekt Lehrveranstaltungen, sowie deren Lehrmaterialien online zur Verfügung zu stellen.

Glücklicherweise war es dem Projekt möglich mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, weswegen sich bereits in der ersten Woche 25.000 Besucher einfanden.

Eine der ersten dort angebotenen Lehrveranstaltungen behandelte Java und setzte den download einer 62MB großen Datei voraus, die 7.000 mal heruntergeladen wurde.

Im November 2007 bot die Seite 18 Lehrveranstaltungen an und zählte 450.000 Besucher.

"Open ER" Projekt der Open University of the Netherlands
Detailliertere Projektbeschreibung im OER-Wiki der UNESCO



University of the Western Cape "Free Courseware Project“ (Südafrika)

Das Free Coursware Project bewirbt die Publikation und Verwendung freier verfügbarer Lehrunterlagen an der University of Western Cape, eine zuvor benachteiligte Universität in Südafrika.

Das Projekt startete August 2006 mit der Realisierung einer technischen Infrastruktur, der Suche nach dafür geeigneten Lehrveranstaltungen und Lehrpersonen und der Zusammenstellung eines Projekt-Teams das anfing Lehrveranstaltungen online zu publizieren. Daneben wurde versucht den Bekanntheitsgrad von OER an der Universität zu steigern. Darüber hinaus wird im Zuge des African Virtual Open Initiatives and Resources-Projekt ein Netzwerk mit 14 weiteren afrikanischen Universitäten aufgebaut um den Handlungsspielraum zu erhöhen.

Die University of the Western Cap trat zudem - als erste und bisher einzige in Afrika - dem Open Courseware Consortium bei.

"Free Course Ware" Projekt der University of the Western Cape
Detailliertere Projektbeschreibung im OER-Wiki der UNESCO